Page 43 - Broschuere
P. 43
St. Veit und der Bergbau
Im Jahre 1399 erließ Herzog Willhelm
zugunsten von St. Veit
ein Eisenniederlagsrecht. Demzufolge
musste das gesamte in Richtung Süden
transportierte Eisen nach St. Veit
geführt, hier zwischengelagert und den
örtlichen Händlern zum Kauf angeboten
werden.
Die Eisenniederlage war für die
wirtschaftliche Hochblüte der Stadt in den nächsten Jahrhunderten von
ausschlaggebender Bedeutung.
Die St. Veiter Eisenhändler zählten seit dem 15. Jahrhundert zu den
reichsten und mächtigsten Familien im Lande. Sie belieferten die
Gewerken des Hüttenbergers Montanreviers mit Bedarfsgütern und
gaben ihnen oftmals auch Geldvorschüsse. Viele Eisenhändler
betätigten sich auch bald selbst als Montanunternehmer und
verwendeten ihre Gewinne zum Ankauf von Grundherrschaften. Sie
bauten sich Herrschaftssitze, erwarben Adel und Wappen und wurden
unter die Landstände aufgenommen. St. Veit hat in der frühen Neuzeit
eine ganze Reihe solch geadelter und einflussreicher Bürgerfamilien
hervorgebracht.
Fast alle neuzeitlichen Schlösser in der Stadt und Umgebung, wie z.B.
das Koller`sche Palais am Hauptplatz (heutige Bezirkshauptmannschaft),
die Schlösser Kölnhof, Hunnenbrunn oder das Schloss Weyer wurden
von Eisenhändlern und Montangewerken errichtet.
Im 16. Jahrhundert wurde die Stadt selbst zum Bergbauunternehmer,
erwarb Erzgruben und betrieb zeitweise auch Hammerwerke. Man war
aus finanziellen Gründen gezwungen, den gesamten Bergbaubesitz und
die Industrieanlagen im Jahre 1801 an die Löllinger Union zu verkaufen.
St. Veit wurde daraufhin als Wohnsitz für adelige Gewerkenfamilien
uninteressant. In die Patrizierhäuser zogen kleinbürgerliche Schichten
ein, weil ein reiches Handelsbürgertum nicht mehr existierte.
43