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St. Veit und der Bergbau

          Im  Jahre  1399  erließ  Herzog  Willhelm
          zugunsten von St. Veit
          ein Eisenniederlagsrecht. Demzufolge
          musste das gesamte in Richtung Süden
          transportierte Eisen nach St. Veit
          geführt, hier zwischengelagert und den
          örtlichen Händlern zum Kauf angeboten
          werden.
          Die Eisenniederlage war für die
          wirtschaftliche Hochblüte der Stadt in den nächsten Jahrhunderten von
          ausschlaggebender Bedeutung.
          Die  St.  Veiter  Eisenhändler  zählten  seit  dem  15.  Jahrhundert  zu  den
          reichsten  und  mächtigsten  Familien  im  Lande.  Sie  belieferten  die
          Gewerken  des  Hüttenbergers  Montanreviers  mit  Bedarfsgütern  und
          gaben  ihnen  oftmals  auch  Geldvorschüsse.  Viele  Eisenhändler
          betätigten  sich  auch  bald  selbst  als  Montanunternehmer  und
          verwendeten  ihre  Gewinne  zum  Ankauf  von  Grundherrschaften.  Sie
          bauten sich Herrschaftssitze, erwarben Adel und Wappen und wurden
          unter die Landstände aufgenommen. St. Veit hat in der frühen Neuzeit
          eine  ganze  Reihe  solch  geadelter  und  einflussreicher  Bürgerfamilien
          hervorgebracht.

          Fast alle neuzeitlichen Schlösser in der Stadt und Umgebung, wie z.B.
          das Koller`sche Palais am Hauptplatz (heutige Bezirkshauptmannschaft),
          die  Schlösser  Kölnhof,  Hunnenbrunn  oder  das  Schloss  Weyer  wurden
          von Eisenhändlern und Montangewerken errichtet.

          Im  16.  Jahrhundert wurde die  Stadt  selbst  zum  Bergbauunternehmer,
          erwarb Erzgruben und betrieb zeitweise auch Hammerwerke. Man war
          aus finanziellen Gründen gezwungen, den gesamten Bergbaubesitz und
          die Industrieanlagen im Jahre 1801 an die Löllinger Union zu verkaufen.
          St.  Veit  wurde  daraufhin  als  Wohnsitz  für  adelige  Gewerkenfamilien
          uninteressant.  In  die  Patrizierhäuser  zogen  kleinbürgerliche  Schichten
          ein, weil ein reiches Handelsbürgertum nicht mehr existierte.



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