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hergestellt. Diesem simplen Handwagen, dessen Hinterräder gleichzeitig
          die  Schwungräder  des  Motors  waren,  fehlte  Kupplung,  Getriebe,
          Lenkung  und  Bremse.  Über  den  Verbleib  des  Originals  ist  nichts
          bekannt,  auch  gibt  es  keine  Konstruktionszeichnungen.  Ein
          originalgetreuer  Nachbau  im  Heimatmuseum  von  Malchin,  der
          Geburtsstadt von Marcus, hat folgende Daten: Länge 237 cm, Höhe 226
          cm,  Durchmesser  der  Schwungräder  84  cm,  Durchmesser  der
          Vorderräder  58  cm,  Achsenabstand  142  cm.  Der  Zylinderdurchmesser
          des  aufrecht  stehenden  Motors  beträgt  10  cm.  Unter  Annahme  eines
          Hubraumvolumens  zwischen  3,2  und  4  Liter,  bei  einer  Drehzahl
          zwischen  100-200  U/min,  wird  die  Leistung  auf  knapp  0,4-0,5  PS
          geschätzt, die Geschwindigkeit auf ca. 15km/h.

          Der zweite Marcuswagen

          Der  „zweite  Marcuswagen“  gilt  als
          Meilenstein  in  der  Entwicklung  des
          Automobils, da es das erste nennenswerte
          Kraftfahrzeug  im  heutigen  Sinne  war,
          welches  alle  wesentlichen  Elemente  des
          modernen  Autos  aufwies.  Umstritten  ist
          das Ursprungsdatum des Fahrzeuges. Eine
          Lehrmeinung schließt aus den zahlreichen Entwicklungsstufen eines so
          ausgereiften  Fahrzeuges  auf  eine  lange  Erprobungsphase,  wobei  das
          Holzgestell  bereits  etwa  um  1870  als  Basis  für  eine  ganze  Reihe  von
          Zwei- und Viertaktmotoren hergestellt worden sei.
          Die gegenteilige Lehrmeinung nimmt an, der zweite Marcuswagen sei
          eine  Weiterentwicklung  eines,  nunmehr  „dritter  Marcuswagen“
          bezeichneten, jedoch nie realisierten Fahrzeuges.
          Die  Maschinenfabrik  Märky,  Bromovsky  und  Schulz  fertigte  jedenfalls
          1888 den Motor und 1889 oder später das Fahrgestell des „ältesten im
          Original erhaltenen Benzinautomobils der Welt“.
          Heute befindet sich der „zweite Marcuswagen“ als Dauerleihgabe des
          ÖAMTC im Wiener technischen Museum.






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